Preisträger:
Klangkunst: Lucas Norer, Innsbruck/Wien
Videokunst: Kai Zimmer, Berlin
Harmonische Raumproportionen eines im 1:1-Modell realisierten Gebäudes
von Mies van der Rohe, von Julia Weißenberg in eine Doppelprojektion
übersetzt, oder ein schmaler gefilmter Spalt, mit dem Linda Lenssen den
Ausstellungsraum optisch erweitert – das Thema „Raum“ ist in der
aktuellen Ausstellung der Marler Medienkunst-Preise weit gefasst. 35
Arbeiten wurden von zwei Jurys aus rund 500 internationalen Einsendungen
ausgewählt und sind im Skulpturenmuseum sowie in einigen leerstehenden
Ladenlokalen im Marler Stern zu erleben.
Klangkunst und Videokunst besitzen viele formale und technische
Gemeinsamkeiten. Das neue Konzept der Medienkunst-Preise gründet auf der
Tatsache, dass die beiden dominierenden menschlichen
Sinneswahrnehmungen, also Hören und Sehen, von Künstlern zunehmend
gleichberechtigt gestaltet werden. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass
künstlerische Setzungen durch das Ausstellungskonzept nivelliert werden
sollen, denn es macht schon einen Unterschied, ob ein Thema zuerst von
der akustischen oder der optischen Ebene her gedacht und umgesetzt wird.
Trotzdem ist gerade an den in Marl präsentierten Arbeiten zu erleben,
dass die jeweils andere Seite ebenfalls sehr sorgfältig gestaltet wird.
In der Ausstellung verdichten sich die optischen und akustischen Reize
zu einem atmosphärisch dichten Geflecht.
Seit 1984 gibt es den im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl beheimateten
Video-Kunst-Preis, seit 2002 den Klangkunst-Preis. Der EUROPEAN SOUNDART
AWARD 2014 erweitert den Klangkunst-Preis ab diesem Jahr auf alle
Bereiche der akustischen Kunst, und er wird weiterhin vom
Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, WDR 3 und der Stiftung Hören vergeben.
Beide zum zweiten Mal international ausgeschriebenen Wettbewerbe hatten
die gleiche inhaltliche Vorgabe: Die eingereichten Arbeiten sollten
sich thematisch, formal oder in ihrer Präsentation auf den (musealen)
Raum beziehen. Das Thema „Raum“, das schon im vergangenen Jahr den
Rahmen vorgab, hat sich in 2013 als formale Klammer bewährt und ist
inhaltlichen längst noch nicht ausgeschöpft. Der Raumbezug liegt durch
seine Ausrichtung als Skulpturenmuseum sozusagen auf der Hand, denn bei
Skulptur und bei Installationen geht es immer auch um Raum, seine
Strukturierung und die Lenkung der Besucher.
Das Marler Skulpturenmuseum ist als Austragungsort von Wettbewerben von
Medienkunst schon historisch: die erste Ausstellung wurde Anfang Oktober
vor 30 Jahren eröffnet und war schon immer ein Gegenpol zum
Präsentationstypus Medienfestival. Die Erweiterung des
Präsentationsraumes über das Museum hinaus in die Stadt ist auch
programmatisch zu verstehen, denn neben der Tatsache, dass Medienkunst
wegen ihrer akustischen Dimension viel Platz braucht, wenn man nicht
immer auf Kopfhörer angewiesen sein möchte, ist Medienkunst besonders
gut geeignet, im öffentlichen Raum außerhalb des Museums ein erweitertes
Publikum anzusprechen.
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