Ulla Schmidt Fritz Pleitgen Prof. Dr. Max Fuchs

Prof. Dr. Max Fuchs

Vorsitzender des Deutschen Kulturrates a.D.

Statement aus Anlass der Vorstellung der Initiative Hören am 12. 12. 2002 im ARD-Hauptstadtbüro Berlin.

Hören entwickelt sich als Form menschlicher Sinneswahrnehmung vor dem Sehen, nämlich bereits im Mutterleib. Die Herzgeräusche, die Geräusche des Darmes, aber auch die (gedämpften) Geräusche der Außenwelt wirken auf das Kind so ein, dass es darauf reagiert und gerade zu Herztönen ein besonderes Verhältnis entwickelt, das ein Leben lang andauert. Hören ist - anders als die "Nahsinne" Riechen, Schmecken und Tasten - wie das Sehen ein Fernsinn. Es ist der genuin soziale Sinn, da sich über das Hören die Wahrnehmung der Umgebung und - über diesen "Umweg" - Regeln sozialen Zusammenseins entwickeln. Insbesondere darf der Aspekt der Werteorientierung nicht vernachlässigt werden. Denn die Billigung oder Missbilligung von Handlungen drückt sich sehr stark über den Tonfall und die Lautstärke aus. Fehlt die Möglichkeit, auf diese Weise die Bewertung von Handeln wahrzunehmen, muss dies durch andere Formen ersetzt werden.
    Seite 1 von 2
weiter